Ein System ist eine Ganzheit. Jedes Teil ist mit jedem so verbunden, dass jede Änderung eine Änderung des Ganzen bewirkt.
Virginia Satir
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Familientherapie ist eine Form der Gruppenpsychotherapie, die sich auf die Verbesserung von zwischenmenschlichen familiären Beziehungen und Verhaltensweisen konzentriert. Das Ziel der Familientherapie ist es, Ihnen und Ihren Lieben Unterstützung, Bildung und Anleitung zu bieten, um Ihnen zu helfen, besser zu funktionieren und Ihr Wohlbefinden zu steigern.
Die Gruppen, die Familientherapie-Sitzungen in meiner Praxis in 1140 Wien besuchen, können aus verschiedenen Kombinationen von Angehörigen bestehen, wie zum Beispiel Eltern/Erziehungsberechtigte und ihre Kinder, Geschwister, Großeltern, Tanten und Onkel, Freunde, Pflegeverwandte usw. Dabei nehme ich nur Klient:innen ab 16 Jahren an, da ich der Meinung bin, dass Psychotherapeut:innen eine besondere Ausbildung und Kompetenzprofil für die Arbeit mit Kindern und jüngeren Teenagern benötigen.
- Anpassung an eine neue Lebensveränderung wie den Umzug nach Österreich und die Integration hier
- Beziehungsprobleme wie Konflikte zwischen Eltern und Kindern oder Geschwistern
- Umgang mit Verlust (Tod eines Familienmitglieds, Scheidung, Verschwinden eines Familienmitglieds)
- Umgang mit medizinischen Problemen innerhalb der Familie
- Systemische Familientherapie
- Emotionsfokussierte Therapie
- Hypnosystemische Therapie
Systemische Familientherapie
Die systemische Therapie ist eine bedeutende und anerkannte psychotherapeutische Methode, die in Österreich neben der Psychoanalyse, der Verhaltenstherapie und den humanistischen Therapieformen existiert. Oft wird sie als systemische „Familientherapie“ bezeichnet, da sie sich aus verschiedenen Ansätzen und Modellen entwickelt hat, die aus der Paar- und Familientherapie stammen.
Im Mittelpunkt der systemischen Therapie steht die Berücksichtigung sozialer Beziehungen, sei es in der Familie, im Beruf oder anderen Lebensbereichen. Diese Beziehungen liefern nicht nur wichtige Informationen über die Entstehung von Problemen und den Fortbestand von problematischen Mustern, sondern zeigen auch Ressourcen, Kompetenzen und Fähigkeiten auf.
Ein zentrales Konzept der systemischen Therapie besagt, dass Menschen in sozialen Systemen gemeinsam ihre Wirklichkeit erschaffen. Die Geschichten, die wir über uns und andere erzählen und hören, beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln auf kognitive und emotionale Weise. Das Ziel der systemischen Therapie ist es daher, Menschen dabei zu helfen, eine Wirklichkeitskonstruktion zu finden, die für alle Beteiligten zufriedenstellend ist.
Die Anwendung der systemischen Therapie ist vielfältig und reicht von der Arbeit mit Einzelpersonen über Familien, Paare und Gruppen bis hin zu Organisationen, Unternehmen und Teams. Wenn mehrere Familienmitglieder therapeutische Hilfe suchen, spricht man von (systemischer) Familientherapie.
In der systemischen Familientherapie wird die Familie in verschiedenen Kontexten betrachtet, in denen sie lebt. Der Therapeut berücksichtigt dabei, wie jedes Familienmitglied als Partner in einer Liebesbeziehung, als Elternteil und als Kind für die anderen funktioniert. Dieser Kontext schließt auch kulturelle, religiöse und politische Ansichten sowie den sozioökonomischen Status mit ein. Bei diesem Ansatz hat der Kontext einen entscheidenden Einfluss auf die psychologische Entwicklung und das emotionale Wohlbefinden der Familie.
Die systemische Therapie bietet somit einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur individuelle, sondern auch soziale Dynamiken berücksichtigt, um Menschen dabei zu unterstützen, ein erfüllteres und glücklicheres Leben zu führen.
Emotionsfokussierte Familientherapie (EFFT)
In den komplexen Beziehungen innerhalb einer Familie können oft Missverständnisse und Konflikte aufkommen, die zu einem Gefühl der Isolation führen. Die Emotionale Fokussierte Familientherapie (EFFT) will den Weg zur wiederhergestellten Bindung, Vertrauen und gegenseitigem Verständnis innerhalb von Familien beleuchten.
Im Kern zielt EFFT darauf ab, das Vertrauen, die Sicherheit, die Bindung und die Zugänglichkeit in Familien zu stärken. Wir sind wesenhaft auf Bindungen ausgerichtet. Die Qualität unserer Beziehungen, besonders innerhalb der Familie, formt die Essenz unseres Lebens.
EFFT versteht Familienkonflikte als Zyklen negativer Interaktionen, die in der emotionalen Verarbeitung verwurzelt sind. Die aufkommenden Emotionen entspringen unserem Bedürfnis, uns nahe und verbunden mit unserer Familie zu fühlen. In EFFT liegt ein Schwerpunkt auf Emotionen, denn Emotionen sind die Botschafter unserer Bedürfnisse, Sehnsüchte und unserer Liebe für die Menschen, die uns wichtig sind.
Die zentrale Annahme von EFFT ist, dass Familien in Not geraten, weil sie mit Bindungs- und Beziehungsproblemen kämpfen, wie dem Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und Verbindung untereinander. Ein Hauptziel von EFFT besteht darin, der Familie zu helfen, ihre Bindungen wiederherzustellen und sich enger miteinander zu verbinden.
Ein EFFT-Therapeut wird die Probleme in Bezug auf die Bindung beschreiben und die familiäre Not als Ergebnis einer Bindungskrise normalisieren. EFFT hilft der Familie, ihre Probleme und die Symptome einzelner Familienmitglieder als Ergebnis eines Kampfes um die Bindung zu sehen und Probleme als Interaktionsmuster zu betrachten. Die Familie wird ermutigt, sich von Selbstbeschuldigungen und gegenseitigen Schuldzuweisungen zu lösen.
Familien wissen oft sehr gut, wie sie argumentieren und in negativen Mustern stecken bleiben, und EFFT-Therapeut:innen versuchen, die Familie zu unterbrechen, wenn sie sich in der negativen Spirale verfangen. Dies geschieht auf eine bestimmt höfliche Art und Weise, um die Dinge zu verlangsamen und zu helfen, die eigenen Gefühle auf eine Art und Weise zu verstehen und zu teilen, die zum Zuhören einlädt, anstatt auf Abwehr und Starrsinn zu stoßen.
Was passiert in der Familientherapie
Der Ablauf einer Familientherapie folgt der Struktur der Einzeltherapie aber es werden alle anwesenden Familienmitglieder mit einbezogen. Es kann allerdings unter Umständen auch sinnvoll sein, erstmals ein Erstgespräch für sich alleine auszumachen und erst später Familienmitglieder dazu einzuladen.
Es wird z.B. ein gemeinsames Ziel gesucht, hinter dem die gesamte Familie stehen kann (wie etwa die Familie als sicherer Hafen zu erleben oder verbundener miteinander zu fühlen), und es werden alle Familienmitglieder gefragt, was die Erreichung dieses Zieles für sie bedeuten würde und was sie derzeit daran hindert, dieses Ziel zu erreichen.
Dabei bleibe ich ein neutraler Gesprächspartner, der in den Interessen der Familie als Gesamtes agiert. Das Komfort von keinem Einzeln wird priorisiert und es soll jeder genug Platz bekommen, seine Anliegen, Meinungen und Ansichten zu erläutern. Jeder soll das Gefühl bekommen, dass er, seine Sichtweisen und bisherige Lebensstrategien von mir wertgeschätzt werden. Jeder soll einen sicheren Raum bekommen, in dem er sich öffnen und entfalten kann.
Im Gegensatz zu dem, was man denken könnte, wird die Familie oft keine Kommunikationsfertigkeiten beigebracht. Die meisten Familien wissen im Allgemeinen, wie man kommuniziert. Sie kommunizieren wahrscheinlich ziemlich gut mit Freunden, Kollegen, Fremden usw. Das Problem liegt daran, dass die Familie von einem negativen Muster von Reaktionen gefangen wird, wo bei Gefühle, die sich verletzliche mac hen, nicht ausgesprochen werden. Satt dessen kommen beschützende Emotionen wie Wut, Ärger und Frust zur Oberfläche und verwirren und versteckten Möglichkeiten, Bedürfnisse auf andere Art und Weise zu erfüllen. Unter den Worten gibt es viel mehr, was nicht kommuniziert wird.
Forschungen über familiäre Auseinandersetzungen zeigen, dass Kommunikationsfähigkeiten im Hitze des Gefechts oft nicht zum Einsatz kommen. Es ist großartig, sie zu erlernen, und in EFFT könnten Sie insgesamt sogar Ihre Kommunikation verbessern. Aber in der Realität, wenn Sie aufgebracht sind und gute Kommunikation am meisten benötigen, reagieren Sie wahrscheinlich blitzschnell aus dem Bauch heraus. Sie halten normalerweise nicht inne, um darüber nachzudenken, Kommunikationsfähigkeiten wie “Ich-Botschaften”, “Reflektieren” oder “Validieren” zu verwenden, um auf das zu reagieren, was ein anderes Familienmitglied gerade gesagt hat.
Anstatt den Fokus auf Fähigkeiten zu legen, wird ein(e) EFFT-Therapeut:in neue emotionale Erfahrungen mit der Familie choreografieren, die Verbindung, Sicherheit und Nähe fördern, bis Sie keine neuen Kommunikationsfähigkeiten mehr lernen oder üben müssen, da sie natürlich werden. EFFT ist daher eine Reise zur Entdeckung tiefer Emotionen, die die Grundlage für eine erfüllende familiäre Bindung bilden. Durch die bewusste Erforschung und Akzeptanz dieser Emotionen können Familien eine tiefe, dauerhafte Verbindung aufbauen, die von gegenseitigem Verständnis, Akzeptanz und Liebe geprägt ist.
Techniken, die in der Familientherapie zum Einsatz kommen
Die Techniken oder sogenannten Interventionsformen, die ich bei familientherapeutische Sitzungen einsetze, sind vielfältig. Dazu zählen:
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Fragetechniken und Gesprächsführungstechniken
Fragetechniken und Gesprächsführungstechniken sollen in der Familientherapie neue Perspektiven, Selbstreflexion und empathisches Verständnis anzuregen und emotionale Flexibilität fördern. Vor allem, sie sollen den Kampf unter den Familienmitgliedern untereinander verbunden zu bleiben, veranschaulichen.
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Metapher
In der Familientherapie setze ich häufig Metaphern ein, um komplexe Emotionen und Gedanken zu vermitteln. Diese kraftvollen Bilder lösen starke emotionale Reaktionen aus und ermöglichen Klienten, ihre Gefühle und Erfahrungen besser zu verstehen. Metaphern eröffnen neue Perspektiven und fördern die Selbstreflexion, was zu einem tieferen Verständnis in der Therapie führt.
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Anekdoten
Anekdoten werden in der Familientherapie genutzt, um abstrakte Konzepte verständlich zu machen, Vorurteile zu entkräften und eine emotionale Verbindung herzustellen. Sie fördern Selbstreflexion, bieten Inspiration und schaffen eine entspannte Atmosphäre, die die Kommunikation zwischen Therapeut:in und Familie erleichtert und den therapeutischen Prozess unterstützt.
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Psychoedukation
Psychoedukation ist ein wesentlicher Bestandteil der Familientherapie. Sie ist die Art und Weise, wie Therapeut:innen Familien Wissen über psychische Erkrankungen, Beziehungen und die Auswirkungen von sicherer und unsicherer Bindung vermitteln. Ein zentraler Teil der emotionsorientierten Familientherapie besteht darin, Familien beizubringen, wie sie ihre Gefühle und Bedürfnisse auf eine Weise ausdrücken können, die zu mehr Verbundenheit und weniger Isolation führt.
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Enactments
"Enactments" sind strukturierte Gespräche, die dazu dienen, Gefühle und Bedürfnisse auf eine Weise zu kommunizieren, die aufmerksames Zuhören fördert und defensive Reaktionen minimiert. Hierbei liegt der Fokus auf sanfteren Emotionen wie Einsamkeit und Liebe, anstatt auf Wut oder Enttäuschung. Dies fördert auch eine klare Artikulation von Bedürfnissen und Bindungssehnsüchten.
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Visualisierende Techniken
In der Familientherapie bediene ich mich gelegentlich visueller Techniken wie Familienskulpturen und Aufstellungen. Dabei werden Personen beispielsweise aufgefordert, ihre Wut oder Angst durch eine menschliche Statue auszudrücken oder sich im Raum zu positionieren, um anzuzeigen, wie nahe oder distanziert sie sich im Vergleich zu anderen Familienmitgliedern fühlen. Die Absicht dabei ist es, den Tanz der Bindung und Verbindung auf einer "Bühne" im Therapieraum zum Leben zu erwecken. So wird für die Familienmitglieder deutlich und nachvollziehbar, wie ihre Beziehungen dargestellt werden.
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Hausaufgaben
In der Familientherapie weise ich gelegentlich "Hausaufgaben" oder "Beobachtungsaufgaben" zu. Diese sollen der Familie helfen, das Erlernte in den Alltag zu integrieren und neue Perspektiven sowie Selbstreflexion zu fördern.
Bei welchen Problemen ist Familientherapie hilfreich?
Ich bin der Überzeugung, dass eine starke emotionale Verbundenheit die Widerstandsfähigkeit einer Familie stärkt und ihnen hilft, besser mit Problemen umzugehen. Auf der anderen Seite verschlimmern Isolation, mangelnde Kommunikationsmöglichkeiten und unterdrückte Emotionen und Bedürfnissen nicht nur Probleme, sondern können auch zu Symptomen führen, die traditionell als “Krankheiten” betrachtet werden. Aus diesem Grund kann Familientherapie äußerst wirksam sein und bei einer Vielzahl von Problemen und Symptomen eingesetzt werden, darunter:
Konflikt und Kommunikationsschwierigkeiten
Zum Beispiel, in Familien, in denen häufig oder heftig gestritten wird, wenn Probleme nicht offen besprochen werden können, ein unterkühltes Klima herrscht oder Familienmitglieder sich voneinander entfremdet haben, kann Familientherapie helfen.
Bei Trennung, Tod und Verlusterlebnissen
Familientherapie kann bei Trennungen, Trauerfällen, belastenden Krankheiten, schwerwiegenden Ereignissen wie Unfällen, Überfällen, Katastrophen sowie Gewalt und Missbrauch innerhalb der Familie helfen, besonders wenn mehrere Familienmitglieder betroffen sind.
Bei Sucht und Abhängigkeit
Die Sucht oder Abhängigkeit eines Familienmitglieds kann die gesamte Familie beeinträchtigen. Bei Problemen wie Alkohol-, Medikamenten-, Drogen-, Kauf-, Spiel-, Pornografie- oder Internetsucht ist die Einbeziehung der Familie oft hilfreich. Sie entlastet alle Betroffenen und hilft dabei, schädliche Muster innerhalb der Familie zu durchbrechen.
Depression
Die Depression eines Familienmitglieds beeinflusst oft die gesamte Familie und kann auf Einsamkeit, Isolation und unerfüllten Beziehungen basieren. Familientherapie kann helfen, die Ursachen zu verstehen und allen Beteiligten helfen, besser mit der Situation umzugehen.
Psychosomatik
Psychosomatische Beschwerden können manchmal durch Spannungen in wichtigen Beziehungen verursacht werden. In solchen Fällen ist es empfehlenswert, eine Familien- oder Paartherapie in Erwägung zu ziehen, um herauszufinden, ob die Symptome durch die Beziehungsdynamik aufrechterhalten werden und wie sie sich auf diese Beziehungen auswirken.
Essstörungen
Bulemie, Anorexie, adipöses Verhalten und Esszwänge sind oft durch Druck und Spannungen innerhalb von Familien bedingt. Diese Essgewohnheiten dienen als Ausdruck der eigenen Autonomie, zeigen jedoch auch die Hilflosigkeit der Betroffenen auf, ihre Bedürfnisse auf gesündere Weise zu erfüllen.
Familientherapie 1140 Wien - Termin anfragen
Kevin J. Hall, MSc
Psychotherapeut (SF), ACC/IOBC Senior Coach, zert. emotionsfokussierter Therapeut (ICEEFT), Hypnotherapeut (ISH)
Kontaktdaten
+43 1 9900858
kevin.hall@wish.wien
Familientherapie 1140 - Addresse
WISH Mindscience, Straßgschwandtnerstraße 4/1, 1140 Wien