Was sind Perzepte, distale und proximale Reize? Wie machen wir sensorische Abbilde der Realität im Gehirn?
Ein distaler Reiz
Ein distaler Reiz ist ein Reiz, der vom Betrachter entfernt ist. Er ist nämlich ein Stimulus aus der realen Welt und hat eine physikalisch messbare Größe. Rezeptoren bzw. Sinnesorgane kommen zum Einsatz, um distale Reize aufzunehmen. Die gewonnenen Daten werden zum Gehirn transportiert, wo sie ausgewertet und interpretiert werden.
Ein proximaler Reiz
Ein proximaler Reiz ist ein sensorisches Abbild der Realität. Es ist somit nicht mit der Realität gleich zu setzen, da eine Abbildung erstens subjektiv erfolgt (durch Prozesse der Aufmerksamkeitsfokussierung sowie heuristische Prozesse) und zweitens gehen in einem Abbildungsverfahren immer Daten verloren (nimmt man Musik auf, macht man ein Foto usw. dann ist die Aufnahme, bzw. das Bild nie gleich das Original – so funktionieren wir auch!).
Das Abbild des distalen Reizes erfolgt über einen Rezeptor wie z. B. der Netzhaut des Auges. Der physikalische Stimulus (z. B. Licht) wird in ein lokales Potential umgewandelt – in das so genannte Rezeptorpotential. Schließlich ist ein proximaler Reiz dann ein Stimulus im Nervensystem. So werden Informationen (z. B. die Helligkeit oder Intensität des Lichtes) zum Gehirn transportiert. Dieser Prozess gilt für alle Wahrnehmungsbereiche. Auch beim Hören, Tasten, Schmecken usw. besteht Wahrnehmung darin, die Informationen aus dem proximalen Reiz zu nutzen, um etwas über die Eigenschaften des distalen Reizes aussagen zu können.
Ein Perzept
Das Perzept ist schließlich das erfahrene Ergebnis des gesamten Wahrnehmungsprozesses. Es umfasst die Gesamtheit von psychischen Prozessen – Bewerten, Erinnern, Vergleichen, Assoziieren, Verzerren, Verallgemeinern, Verdinglichen usw.
Ein Beispiel
Ein Kaminfeuer hat verschiedene physikalische Eigenschaften, wie etwa Strahlung, Schall und chemische Stoffe, Flammen in verschiedenen Größen und ist also ein distaler Reiz. Die Eigenschaften des Kaminfeuers reizen Sinnesrezeptoren, z.B. in der Netzhaut des Auges, zur Reaktion, es handelt sich hierbei um die Reize Licht, Wärme, Geräusche und Gerüche.
Die Gesamtheit dessen, was wir vom Kaminfeuer wahrnehmen, bildet den proximalen Reiz. Der proximaler Reiz ist nicht gleich der distaler Reiz. Ein Beispiel: obwohl die Umrisse des Kamins auf der Netzhaut gekrümmt sind, wird er wahrheitsgemäß als rechteckig wahrgenommen.
Der proximaler Reiz wird von unseren Sinnesnerven als ein Perzept an die sensorische Zentren weitergeleitet wird. Ein Perzept ist das erfahrene Ergebnis des gesamten Wahrnehmungsprozesses, der unterschiedliche psychische Prozesse wie Bewerten, Erinnern, Vergleichen, Assoziieren, etc. umfasst.
Das Kaminfeuer könnte z.B. wie “gelb bis rote Farben, flackernde Bewegung, mittlere Temperatur, Knistern, geruchswirksame Aromen x, y und z” abgebildet werden. Zum Abschluss wird das Perzept durch die Kognition mit den Erinnerungen “Feuer” und “Kamin” verbunden, zum “Feuer im Kamin” kombiniert, als “Kaminfeuer” erkannt, mit “November 1980″ und “Lisa” assoziiert und als “sehr angenehm” beurteilt.
Psychotherapeut (systemische Familientherapie), Paartherapeut (ICEEFT), Senior Coach Coach (ACC, IOBC), Hypnotherapeut, Traumatherapeut. Mitglied des Lehrkörpers bei diversen österreichischen und internationalen Fachtagungen sowie Author von diversen Artikeln und Beiträgen in Büchern.
Kontakt: Allgemeine Anfrage | Termin anfragen