You use hypnosis not as a cure but as a means of establishing a favorable climate in which to learn. (DE: Sie verwenden Hypnose nicht als Heilmittel, sondern als Mittel, um ein günstiges Lernklima zu schaffen.)
Milton H. Erickson, 1901-1980- der Vater der modernen klinischen Hypnose
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Was ist Hypnose und was ist ein hypnotischer Zustand?
Das Wort “Hypnose” hat seinen Ursprung im antiken Griechenland. Der griechische Gott Hypnos war die Personifikation des Schlafes. Viele Menschen haben genau diese Vorstellung von Hypnose: Es wird angenommen, dass eine Person von einem Hypnotiseur in einen Schlafzustand versetzt wird, der ihr dann eine Reihe von Anweisungen gibt, denen die Person, die bei Bewusstsein schläft, nicht widerstehen kann, zu gehorchen. Solche Vorurteile über Hypnose werden durch Film und Fernsehen, Bücher und Bühnenhypnose noch verstärkt.
Menschen, die sich in einer tiefen hypnotischen Trance befinden, sehen zwar so aus, als ob sie schlafen würden, aber Hypnose ist kein Schlaf, auch wenn sie einige wichtige Merkmale mit ihm gemeinsam hat. Außerdem hat die Hypnoseforschung immer wieder gezeigt, dass Menschen nur solchen hypnotischen Suggestionen folgen, die nicht im Widerspruch zu ihren grundlegenden Interessen oder Wertesystemen stehen.
Die hypnotische Trance ist eigentlich ein natürlicher Zustand, in dem wir uns jeden Tag befinden. Er tritt auf, wenn wir Tätigkeiten ausführen, die wir gut kennen, wie z. B. Autofahren. Dann befinden wir uns in einem leichten Hypnosezustand, der durch ein Gefühl der Kontrolle, erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit gekennzeichnet ist. Er tritt in Momenten auf, in denen wir so sehr in unsere Gedanken vertieft (fokussiert) sind, dass wir nicht bemerken, was um uns herum geschieht. Wir nennen das dann so etwas wie “auf Autopilot sein”, “in Gedanken versunken”, Träumerei, Tagträumen oder auch Erinnern.
Der Unterschied zwischen dem, was wir als (Prozess der) Hypnose bezeichnen, und diesen spontan auftretenden (hypnotischen) Trancezuständen ist die bewusste Festlegung eines Ziels, bevor man in den hypnotischen Zustand eintritt. Die (Selbst-)Hypnose beginnt mit einem bestimmten Ziel wie dem Erreichen eines geistigen oder körperlichen Zustandes (z.B. Entspannung, Abschalten, Schmerzlinderung) oder dem Finden einer Lösung für ein Problem. Während der Hypnose werden dann mentale Suggestionen und Bilder (z. B. die Vorstellung eines inneren Ortes der Gelassenheit) eingesetzt, um dieses Ziel zu erreichen. In Hypnose haben solche Bilder und Suggestionen eine viel stärkere Wirkung als unter normalen Bedingungen. Wenn wir versuchen, Probleme mit Logik und Rationalität zu lösen, begegnen wir neuen Ideen und vorgestellten Lösungsvorschlägen oft mit Skepsis und Kritik. In der Hypnose jedoch wird die kritische Stimme des bewussten Verstandes außer Kraft gesetzt und die Suggestionen und Bilder können unbelastet ins Unterbewusstsein gelangen.
Was geschieht mit dem Geist und dem Körper "unter Hypnose"?
Das Gehirn hat vier verschiedene Gehirnwellenzustände: Alpha, Beta, Delta und Theta. Während Sie diese Webseite lesen, befindet sich Ihr Gehirn höchstwahrscheinlich im Beta-Zustand. Dieser Zustand ist der übliche Zustand, in dem sich unser Gehirn befindet, wenn wir wach und aufmerksam sind. Der Alpha-Zustand ist ein Zustand, der durch Entspannung gekennzeichnet ist. In diesem Zustand haben wir einen verbesserten Zugang zu Fähigkeiten wie Kreativität und Visualisierung. Eine noch tiefere Entspannung wird im Theta-Zustand erreicht, der mit einem verstärkten Zugang zu Erinnerungen einhergeht. Beim Einschlafen und kurz vor dem Aufwachen durchläuft unser Gehirn den Thetazustand. Der Deltazustand tritt ein, während wir tatsächlich schlafen. Unser Körper nutzt diesen Zustand zur Heilung. Hypnose (in unterschiedlicher Tiefe) und Meditation können im Alpha-, Theta- und Deltazustand stattfinden, wobei der Thetazustand der am häufigsten auftretende Zustand bei solchen Aktivitäten ist.
Einige Teile des Geistes und Funktionen des Körpers sind durch bewusste Anstrengung nicht zugänglich, können aber durch Hypnose erreicht werden. So ist es beispielsweise nicht möglich, die eigene Herzfrequenz um 10 % zu erhöhen oder die Temperatur der Hand um ein oder zwei Grad anzuheben, indem man sich bewusst bemüht. Unter Hypnose sind solche Veränderungen, die biochemische, physiologische und emotionale Prozesse voraussetzen, jedoch sehr wohl möglich.
Hypnose löst Spannungen auf geistiger und körperlicher Ebene und führt zu tiefer Entspannung. Das vegetative Nervensystem wird heruntergefahren, was zu einer tieferen, gleichmäßigeren und ruhigeren Atmung führt, der Muskeltonus sinkt, Pulsfrequenz, Herzfrequenz und Stoffwechsel verlangsamen sich. Diese Veränderungen fördern biologische Heilungsprozesse und setzen geistige Energien frei, die für kreative Prozesse genutzt werden können. Der Einfluss von Logik, Rationalität, Kritik und Skepsis auf den Verstand wird aufgehoben und der Verstand ist frei für konstruktive Ideen und positive Vorschläge. In Abwesenheit von Selbstabwertung ist eine Ich-Stärkung (z.B. Aufbau von Selbstachtung und Selbstwert) möglich.
Wie läuft der Prozess der Hypnose ab?
Ein Hypnoseprozess, wie ich ihn praktiziere, lässt sich in etwa wie folgt beschreiben:
- Zielsetzung, d.h. wofür soll die Hypnose eingesetzt werden, z.B. Schmerzlinderung, Entspannung
- Induktion, z. B. bewusste Entspannung des Körpers und imaginative Techniken zur Verstärkung der Entspannung
- Imaginative Techniken auf der Grundlage von Metaphern oder Geschichten, um die Kreativität im Hinblick auf das Ziel anzuregen, z. B. eine Reise zu einem inneren, ruhigen/ sicheren Ort, einem Ort, an dem Heilung stattfinden kann
- “Suggestionen", die sich auf das Ziel beziehen, z. B. "Wenn Sie Ihren Chef das nächste Mal sehen, werden Sie sich an dieses Gefühl der Stärke erinnern".
- Exduktion, d.h. kontrollierter Ausstieg aus der Trance, Neuorientierung im Hier und Jetzt
Bei welchen Themen kann Hypnose eingesetzt werden?
Hypnose kann als Mittel eingesetzt werden, um ein günstiges Klima zu schaffen, in dem die Klienten lernen können, mit einer Vielzahl von Themen umzugehen:
Erlernen von Techniken, die zur Schmerzlinderung und -kontrolle eingesetzt werden können
Erlernen der Emotionsregulierung, Verbesserung der Selbstberuhigung und des Gefühls der Selbstsicherheit
Kontakt mit den inneren Ressourcen und den Teilen des Geistes, die für Kreativität, Hoffnungen, Wünsche, Selbstwert und Selbstvertrauen verantwortlich sind, herzustellen und diese Teile zu stärken
Lernen, innere Bilder und Dialoge zu beeinflussen und zu kontrollieren, die Aufmerksamkeit nach innen und außen zu lenken und eine größere innere Distanz zu Stress und Druck zu erlangen
Lernen, sich in einen entspannten Zustand zu versetzen und innere Bilder und Gedanken zu erzeugen, um Entspannungs-, Selbstberuhigungs- und Erholungsprozesse einzuleiten
Stärkung des Selbstbewusstseins, des Selbstwertgefühls und Ermöglichung des Zugangs zu Ressourcen, Talenten und Fähigkeiten
Erlernen und Ausprobieren neuer Verhaltensweisen und Techniken in Trance. Förderung der Kreativität und der Entwicklung neuer Perspektiven und Ideen für neue Ansätze
Unterstützung bei der Änderung unerwünschter Verhaltensweisen, wie z. B. übermäßiges Essen, Rauchen oder andere unerwünschte Muster und Abhängigkeiten.
Ist Hypnose für mich geeignet?
Die Forschung über hypnotische Phänomene und Hypnotherapie hat gezeigt, dass jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad eine hypnotische Trance entwickeln kann, auch wenn die Tiefe und die Phänomene, die jeder Mensch erleben kann, unterschiedlich sind.
Hypnose eignet sich daher für jeden, der sich im Rahmen einer Psychotherapie oder eines Coachings für Veränderungen einsetzt und bereit ist, sich auf einen dynamischen und geistig kreativen Prozess einzulassen. Hypnose kann aber auch helfen, mit der eigenen Kreativität in Kontakt zu kommen und diese zu entwickeln.
Die einzige Voraussetzung für eine Behandlung sind Offenheit, Neugier und Interesse an der Hypnose.