"So wie ich über mich rede, hypnotisiere ich mich."
Gunther Schmidt
Hypnosystemische Therapie: die Integration der ericksonschen Hypnotherapie mit der systemischen Therapie
Der hypnosystemische Ansatz integriert die Methoden ericksonscher Hypnotherapie in systemische Therapieansätze. Die systemische Therapie und die Hypnotherapie haben ein nahezu gleiches Verständnis, wie Veränderung bei KlientInnen geschieht.
Hypnosystemische Therapeuten betrachten formale Tranceinduktionen, zum Beispiel durch einen Monolog des Therapeuten, der die Klienten in einen schlafähnlichen Zustand versetzt, als nicht unbedingt notwendig.
Stattdessen werden natürlich auftretende Tranceprozesse genutzt, wie wir sie erleben, wenn wir einer fesselnden Geschichte lauschen und wie gebannt sind. Durch diese Prozesse können neue Ideen und Perspektiven in das Gespräch mit den Klienten integriert werden. Es ist wichtig zu betonen, dass hypnosystemische Therapeuten glauben, dass alle Hypnose letztendlich Selbsthypnose ist. Niemand kann in Trance zu etwas gezwungen werden, was er normalerweise nicht tun würde. Sie legen großen Wert auf Transparenz, also darauf, die therapeutische Absicht offen zu legen, und vermeiden explizit Praktiken, die von den Klienten als manipulativ empfunden werden könnten.
Hypnosystemische Therapie bedient die Spracher der Hypnose
Hypnosystemische Therapeuten verwenden eine sprachliche Herangehensweise, die auf Hypnose basiert. Sie beschreiben Probleme als etwas, das von den Klienten “autohypnotisch” erzeugt wird, größtenteils auf unbewusster Ebene, indem sie ihre Wahrnehmung einschränken. Durch einen eingeengten Fokus versetzen sie sich selbst in eine “Problemtrance”. Die Idee besteht darin, die Klienten in eine “Lösungstrance” zu führen, indem sie sich auf ihre eigenen Ressourcen und Fähigkeiten konzentrieren.
Hypnosystemische Therapie legt Wert auf unbewusste Prozesse
Der hypnotherapeutische Ansatz geht davon aus, dass Problemstrukturen oder Problemtrancen für kognitive Interventionen, die das rationale Denken ansprechen, schwer zugänglich sind, da sie das Bewusstsein und nicht das Unbewusste ansprechen. Es wird argumentiert, dass unbewusste Prozesse einen älteren Teil des Gehirns ansprechen, nämlich das limbische System und das Mittelhirn, die in Stresssituationen schneller aktiviert werden als der Teil des Gehirns, der für logisches Denken verantwortlich ist, nämlich der präfrontale Cortex.
Diese unbewussten Prozesse haben daher oft einen “Wettbewerbsvorteil” und können sich schneller durchsetzen. Klienten erleben, dass diese Prozesse völlig automatisiert und unwillkürlich ablaufen, nach dem Motto “es passiert”, wobei “es” Platzhalter für verschiedene negativ erlebte Emotionen wie Angst, Wut, Lampenfieber oder Erstarrung ist. Daher beinhalten Interventionen im hypnosystemischen Ansatz häufig wiederholte, quasi rituelle Unterbrechungen dieser Muster sowie unterstützende Maßnahmen wie Trance- und Vorstellungsbilder, um diese unbewussten Prozesse umzugestalten.
Hypnosystemische Therapie Interventionen und Arbeitsweisen
Trance und imaginative Arbeit
Hypnose handelt davon, einen inneren Zustand oder Kontext zu schaffen, unter dem das Lernen möglich ist. Trance kann genutzt werden, um ressourcenreiche Zustände zu verstärken, Dinge in der Vorstellung auszuprobieren, Abstand zu Problemen zu gewinnen und eine neue Perspektive zu finden.
Hypnose bedient sich dabei imaginärer Elemente und kann beinhalten, einen Spaziergang am Strand zu machen, auf einem Berggipfel zu stehen und über die Welt zu blicken, auf einem fliegenden Teppich über das Problem oder die eigene “Zeitlinie” zu schweben oder sich selbst mit einer Fähigkeit oder Ressource vorzustellen.
Die Arbeit mit inneren Anteilen
Menschen, die sich in problematischen Zuständen oder “Modi” befinden, sind oft im Konflikt. Einerseits möchte ich mich nicht so fühlen, andererseits empfinde ich das Gefühl als gerechtfertigt. Einerseits glaube ich an mich selbst, andererseits nicht. Ein Teil von mir möchte die Aufgabe erledigen, während ein anderer Teil lieber etwas Angenehmeres tun möchte.
Zudem haben wir verschiedene emotionale Anteile: Freude, Wut, Trauer, Enttäuschung, Frustration usw. Einige dieser Anteile sind leicht für uns zugänglich, andere weniger. Die Arbeit mit diesen Anteilen ermöglicht Klienten einen anderen Zugang zu sich selbst und ein anderes Gefühl für sich selbst – als vollständiger, integrierter Mensch, der mehr Einfluss auf seine emotionalen Erfahrungen hat.
Der Körper als Ressource
Hypnosystemische Therapeuten betrachten den Körper als eine wichtige Ressource in der Therapie. Unser Körper weiß, wann etwas für uns angenehm oder unangenehm ist. Intuition ist in unseren Körpern verankert und bewegt uns instinktiv in Richtung Lösungen und weg von Problemen.
Ressourcen- und Problemzustände existieren ebenfalls in unserem Körper. Um sich depressiv zu fühlen, ist es hilfreich, den Kopf und die Schultern hängen zu lassen und auf die eigenen Füße zu schauen. Um sich offen und neugierig zu fühlen, ist es nützlich, die Schultern, Arme und Hände zu öffnen. Viele Menschen empfinden es als stärkend, wenn sie mit den Händen auf den Hüften und den Schultern zurück stehen.
Hypnosystemische Therapeuten nutzen dies und ermutigen ihre Klienten, Problem- und Ressourcenzustände mit ihrem Körper zu modellieren. So erkennen die Klienten, wie ihr Körper zu ihren Problemen beiträgt und Teil neuer Lösungen werden kann.